World Masterpiece Theater

Bild von Marco

('Marco' Regie: Isao Takahata)

Mit dem Namen World Masterpiece Theater wird eine Reihe von Zeichentrickserien von Nippon Animation bezeichnet, die 1974 gestartet ist. Damals haben Hayao Miyazaki und Isao Takahata, zwei jetzt sehr berühmte Anime-Regisseure, zusammen an einem gemeinsamen Projekt 'Heidi' gearbeitet, eine Verfilmung des bekannten Kinderbuchs von Johanna Spyri in 52 Episoden. Die Serie war ein so großer Erfolg, daß beschlossen wurde, jedes Jahr eine Zeichentrickserie basierend auf einem Klassiker der Kinderliteratur zu produzieren. Die Firma Nippon Animation wurde ursprünglich nur für diesen Zweck gegründet. ('Heidi' wurde von Zuiyo Enterprises produziert, die eine Art Vorgängerin von Nippon Animation war.) Bevor sie Nippon Animation verließen, um ihre eigene Animationsschmiede Studio Ghibli zu gründen, waren Miyazaki und Takahata an mehreren anderen WMT-Serien beteiligt, hauptsächlich 'Marco' und 'Anne mit den roten Haaren'. Die ultimative Seite, um sich über die WMT Reihe zu informieren, ist Sub Rosa von Benjamin Ettinger. Es gibt dort viele Informationen zu den beteiligten Personen und den Romanvorlagen.

Die Serien, bei denen Isao Takahata Regie geführt hat, sind bei weitem die erfolgreichsten WMT-Serien. Kein Wunder, Takahata hat aufgrund seiner Ghibli-Filme einen ausgezeichneten Ruf. Aber ich denke, daß auch die anderen Regisseure durchaus sehr gute Arbeit leisten können und eigentlich mehr Anerkennung verdienen. Und zudem hängt die Qualität einer Zeichentrickserie schließlich nicht allein vom Regisseur ab. Das Drehbuch, die künstlerische Gestaltung und die Musik sind mindestens genauso wichtig, nicht zu vergessen die literarische Vorlage. Ich bin immer noch der Meinung, daß 'Die kleine Prinzessin Sara' die beste aller WMT-Serien ist, und ich habe folgende gesehen (vollständig):

Die Reihe ist über 20 Jahre mit gleichbleibendem Erfolg gelaufen, aber in der letzter Zeit kam sie in große Schwierigkeiten. Die Anzahl der Episoden ging beständig zurück und eine Serie 'Lassie' wurde sogar frühzeitig eingestellt. Benjamin Ettinger sagt auf seiner Seite noch mehr dazu. Ich habe die neuesten WMT-Serien nicht gesehen, aber meiner Meinung noch ist der typische Konflikt zwischen kommerziellen und künstlerischen Interessen dafür verantwortlich, der in den letzten Jahren nur viel stärker geworden ist.

Die Krise der Reihe hat jetzt mit ihrer Einstellung letztendlich ein unglückliches Ende gefunden. Dies ist insbesondere ein schwerer Verlust, weil die World Masterpiece Theater Reihe eine der letzten Bastionen der anspruchsvollen Anime-Unterhaltung war. Inhaltlich anspruchsvolle Animes waren nämlich in den "guten alten Zeiten" zu einem guten Teil vertreten. Zu Beginn der 90er Jahre hat ein in meinen Augen sehr gefährlicher Trend begonnen, sich zu etablieren. Einschaltquoten wurden allmählich zur vordergründigsten Motivation bei der Programmgestaltung und drängten die inhaltliche Qualität ins Abseits. Die Rechnung der TV-Bosse ist einfach: wenn das Publikum mit leichter Unterhaltung zufrieden ist, warum dann erst qualitativ hochwertiges produzieren? Und solange die Werbeeinnahmen stimmen, kümmern sie sich nicht wirklich um alles andere. Die WMT-Reihe hat schon vor einiger Zeit begonnen, unter der zunehmenden Kommerzialisierung zu leiden. Soweit ich weiß, hat es 1989 mit der Peter Pan Serie begonnen, die zwar sehr gut ist, die aber aufgrund ihres völlig anderen Stils eigentlich nicht zur WMT-Reihe hätte gehören sollen.

Zum Glück hatten 1985, als 'Die kleine Prinzessin Sara' produziert wurde, kommerzielle Maßgaben keinen allzu großen Einfluß auf die Serie selbst. Die relativ kurze Länge von 46 Episoden mag andere Gründe gehabt haben. Aber trotzdem gibt es einige Dinge, besonders im Bezug auf das Merchandising, die mich etwas stören. Es gibt eine eigene Seite zu kommerziellen Begebenheiten, wo ich noch etwas zu den Merchandising-Produkten sage.


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Taro Rehrl (e-mail), 1997-01-01, 2002-08-17